Endlich! Der Moment, in dem die Psychiaterin mir die Diagnose ADS/ ADHS mitteilte, hat sich in meinem Gedächtnis eingebrannt. Er war wie eine Offenbarung für mich. Endlich! wusste ich, dass ich normal bin, bloß anders.
Niemals
zuvor hat mich eine Diagnose dermaßen erleichtert. Außer der Nachricht, dass
ich ein Kind erwartete.
Tränen
liefen. Ich war glücklich, tatsächlich. Weil ich der sachlich-einfühlsamen
Psychiaterin vertraute, wusste ich, dass mir nun endlich geholfen werden
konnte.
Mit
Medikamenten gehe ich sehr achtsam und vorsichtig um; die von der Ärztin
vorgeschlagene und verschriebene Medikation habe ich sofort und vorbehaltlos
angenommen.
Seit April
diesen Jahres nehme ich nun täglich eine individuelle Dosis des verordneten
Medikaments ein. Schon nach kurzer Zeit waren grundlegende Veränderungen zu
spüren. Ich habe meine Gedanken und mein Verhalten beobachtet und gemerkt, um
wie viel ruhiger es in meinem Kopf wurde. Wo zuvor Unordnung und Wirrwarr
herrschten, kehrten Ruhe und ungekannte Klarheit ein. Ganz von selbst.
Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich über viele Jahre hinweg das Gefühl gehabt, dass unzählige kleine Zwerge mit Hacken ständig in meinem Kopf arbeiteten. Wie in einem Bergwerk rumorte es ohne Unterbrechung. Die Gedanken rauschten immerzu, selten kamen sie zur Ruhe.
Was ich im
Laufe des Tages klären und beruhigen konnte, zerhackten die Zwerge am nächsten,
alles begann von neuem. Die unablässige Unruhe ließ nicht nach, nie.
Nach Beginn
der Tabletteneinnahme merkte ich nach etwa einer bis zwei Wochen, dass sich
etwas änderte. Ich konnte meine Gedanken strukturieren, keine Zwerge mehr. Es
fühlte sich an wie offene, unordentliche Schubladen, die eine nach der anderen
in Ordnung kamen und geschlossen wurden. Ich kam zur Ruhe! Diesen Zustand
kannte ich sonst nur, wenn ich mich jeden Tag neu unter enormer Anstrengung
selbst zur Ordnung rief und versuchte, mich zu disziplinieren. Das kostete
unglaublich viel Kraft.
Was für
eine Erleichterung es war, jetzt durch ein Medikament unterstützt zu werden,
kann ich kaum beschreiben. Es war so mühelos, ich fühlte mich wie neu.
Inzwischen
habe ich gelernt, dass ADS/ ADHS eine der am einfachsten zu behandelnden
psychiatrischen Störungen ist. Ich kann diese Erkenntnis durch eigene Erfahrung
absolut bestätigen.
Der Weg bis
zu dieser Erkenntnis war lang und sehr belastend, er begann für mich mit 16
Jahren. Das Schlimme war, dass ich immer alleine war und den Leidensdruck
irgendwie bewältigen musste.
Über meine Beweggründe, nach so vielen Jahren Hilfe zu suchen, und die zum Teil leidvollen Erfahrungen werde ich von nun an in einem wöchentlichen Beitrag berichten.